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Preis "Aufrechter Gang" für Sepp Obermeier und Chung Yee Tang-Obermeier     


In Bayerischen Volksschulen gilt: "In jedem Klassenzimmer ist ein Kreuz anzubringen". Diese Vorschrift wurde am 16.5.1995 vom Bun­desverfassungsgericht verworfen, da "das Kreuz Symbol für eine bestimmte religiöse Überzeugung ist und ihm diese Wir­kung auf die anwesen­den Schüler nicht abgesprochen werden kann". Damit ist für Anders­denkende die Freiwilligkeit religiöser Ausübung verletzt. Die Reak­tion des Bayerischen Gesetzgebers gebar eine "Wider­standsrege­lung", nach der ein Schulkreuzgegner gewichtige Gründe vorzubringen hat und im übrigen der Wille der Mehrheit zu berücksichtigen ist - obwohl ersteres dem Recht auf Nichtoffenbaren persönlicher Glau­bensgründe widerspricht und letzteres den Minder­heitenschutz der Grundrechte ins Gegenteil verkehrt.

Als Folge wurde die berechtigte Forderung von Sepp Ober­meier und Chung Yee Tang-Obermeier nach Klassenzimmern ohne Kreuz für ihre Kinder vom Verwaltungsgericht München abge­lehnt, wäh­rend von den Fundamentalisten angezettelte Pro­voka­tionen die Billi­gung des Amts­gerichts Bad Aibling fanden. Die Preisträger beu­gen sich diesem Druck nicht. Sie verteidigen mit großem Ein­satz und Energie eines der wich­tigsten demokra­ti­schen Grund­prinzi­pien: Oberster Maßstab für öffentliches Han­deln ist nicht die Mehr­heits­meinung, sondern der Schutz desjeni­gen, dessen berechtigte Ansprü­che dieser Mehrheit miß­fallen.

Die HUMANISTISCHE UNION München drückt Sepp Ober­meier und Chung Yee Tang-Obermeier ihre Anerkennung für den Mut aus, mit dem sie sich gegen die Intoleranz der Stammtische und das Vorurteil der Obrigkeit zur Wehr setzen, nach dem beson­ders die öffentlich zur Schau gestellte christliche Symbolik den Wertever­fall unserer Gesell­schaft verhindern soll.

Diese Haltung der Preisträger ist eine Ermutigung zum Auf­rech­ten Gang für alle Bürger­innen und Bürger.

Die Preisverleihung fand am 28. 1. 1999  in München in der Seidlvilla statt. Die Laudatio hielt Dr. Klaus von Welser.


© Humanistische Union Regionalverband München-Südbayern;  Letzte Änderung: 1. Juli  2005